Passend zum Schwerpunkt Automatisierung hielt Jörg Hanken, StB und Transferpricing Partner bei Baker McKenzie und Optravis, den ersten Vortrag, der die typischen Herausforderungen im Transferpricing (TP)-Prozess hervorhob. Die typischen Themen dürften den meisten bekannt vorkommen: viele manuelle Prozesse, zeitaufwendige Datenerfassung, fehlende Transparenz über die Situation der Margen während des Jahres sowie grundsätzlich fehlende Konsistenz bei der Arbeit in zahllosen Excel-Tabellen – um nur die wichtigsten zu nennen. Passend dazu stellte er das Automatisierungspotenzial entlang des Transferpreise-Zyklus dar. Dazu gehörte die Abwägung, ob im Rahmen der Automatisierung solcher Probleme eher eine ERP-integrierte Lösung oder eine spezialisierte Verrechnungspreis-Standard Software gewählt werden sollte. Ein wichtiger Aspekt, den man gerade zu Beginn eines Automatisierungsprojektes klären muss. Ebenso wichtig ist die Frage, womit man bei der Automatisierung beginnen sollte. Dazu empfahl er drei klassische Ansatzpunkte:

1. die Preise für Waren
2. die Preissetzung bei Dienstleistungen
3. den TP-Dokumentationsprozess

Vortrag 2: Verrechnungspreise aus Sicht der Finanzverwaltung und Betriebsprüfung

Den zweiten Vortrag hielt Ulrike Wolff-Seeger, Referatsleiterin Auslandsfachprüfung beim Bayerischen Landesamt für Steuern. Sie stellte die Verrechnungspreise aus Sicht der Finanzverwaltung und mit Blick auf die Betriebsprüfung dar.

Bereits das erste Thema ihres Vortrags, die Funktionsverlagerung, hatte in der jüngeren Vergangenheit einige Veränderungen erfahren. Dazu zählten beispielsweise der Wegfall der Bagatellregelung, die Nachweispflicht des Kapitalisierungszeitraums oder der Wegfall der nachträglichen Option zu Lizenzierung – allesamt wichtige Punkte, die gegen den Steuerpflichtigen wirken. Auch die angesprochenen Änderungen im Rahmen der Konzernfinanzierung haben eine hohe praktische Bedeutung. Schließlich gibt es hier schon seit jeher in der Praxis regelmäßig Differenzen zwischen Steuerpflichtigen und Betriebsprüfer. Das kommt sicherlich auch daher, dass Finanzierung als Funktion sehr leicht von einer (Landes-)Gesellschaft in eine andere verlagert werden kann – anders als z.B. die Fertigung. Gerade Finanzierungsgesellschaften, die in Steueroasen ansässig sind, stehen natürlich im Fokus der Betriebsprüfung. Handelt es sich hier um substanzlose und mit wenig bzw. auch unqualifiziertem Personal geführte Gesellschaften? Daran schließt sich einerseits die Frage nach der Besteuerung ‚dem Grunde nach‘ (z.B. das Thema der Konzernsicherheiten) als auch die Frage ‚der Höhe nach‘ an. Dazu gehörte ebenso der Hinweis auf die Abkehr von der bisher vorgesehenen Kostenaufschlagsmethode.

Des Weiteren griff die Referentin auch die ähnlich gelagerten Probleme bei Einkünften aus immateriellen Werten auf. Zwar gab es hier mit der Neueinführung des international üblichen DEMPE-Ansatzes (Risiko-Kontroll-Ansatz) sehr starke Veränderungen, doch dürften die wenigsten Unternehmen diesbezüglich bereits geprüft worden sein. Dennoch sprach sie den wichtigen Hinweis für die Zuschauer aus, dass die Sachverhalts-Dokumentation diesbezüglich durchaus (ebenso wie Konzernfinanzierung) im Fokus der Finanzverwaltung steht.

Dagegen waren die Veränderungen hin zu einer zeitlich früheren Betriebsprüfung, d.h. näher am geprüften Wirtschaftsjahr, eher positiv in der Wirkung für die Unternehmen. Die Veränderungen im Rahmen der dazugehörigen Verrechnungspreis-Dokumentation wurden ebenfalls erläutert. Ein seit langem bei Gericht anhängiges Verfahren zur Auftragsfertigung wurde kurz diskutiert, aber da die Revision beim Bundesfinanzhof anhängig ist, ist der Rechtsstand weiterhin nicht final.

Ausblick: So geht es weiter in Teil 2

Bereits die ersten beiden Vorträge beinhalteten sehr viele wichtige, praxisrelevante Themen und so sollte es weiter gehen. Über die nächsten Vorträge berichten wir in Teil 2 unserer FachNews Reihe Verrechnungspreise – die aktuellen Themen. In diesem Beitrag berichten wir über die Praxisberichte von Dr. Martin Lagarden, Head of Global Transfer Pricing bei Henkel und Sung Krasny, Transfer Pricing Manager bei Zentis sowie den Software-Workshop von André Jaekel, Operational Transfer Pricing Senior Manager bei Optravis, welche die Automatisierung von VP-Prozessen thematisierten.

Teilen Sie Ihre Erfahrungen und halten Sie einen Vortrag auf unserer nächsten Fachtagung Verrechnungspreise

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